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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 2 - S. 670

1854 - Leipzig : Engelmann
670 Die jüngsten Nevolutionsstürme. Juni 1850. dem auch durch die Verfügung zu lähmen, daß alle Artikel, die politische, reli- giöse und philosophische Betrachtungen enthielten, mit der Namensunterschrift ihres Verfassers versehen sein müßten. Die Wahrnehmung, daß besonders der Lehcer- stand den socialistischen Bestrebungen Vorschub leistete, hatte schon früher die Na- tionalversammlung bewogen, ein neues Unterrichtsgesetz zu entwerfen, wo- durch das Aufsichtsrecht über das Schul- und Unterrichlswesen zwischen der Re- gierung und der Geistlichkeit getheilt und der Universität die oberste Leitung ent- zogen wurde. Bei den aufgeregten Verhandlungen über dieses Gesetz sah man Thiers, den Vorkämpfer des Liberalismus, mit M on tale mb ert, dem Wort- führer der Ultramontanen, Hand in Hand gehen. Wo es sich um Erhaltung der gesellschaftlichen Ordnung handelte, verschwanden die untergeordneten Parteifra- gen. Von Geldmangel und Schulden gedrückt mußte der Präsident bei der Na- tionalversammlung um Erhöhung seines Gehaltes einkommen. Diese bewilligte ihm aber nur eine Zulage auf Ein Jahr und vergrößerte dadurch die schon lange zwischen den beiden Gewalten bestehende Spaltung und Rivalität. Das sichtbare Streben des Präsidenten nach einer die republikanischen Schranken überschreiten- den Macht füllte die Nationalversammlung mit Argwohn und trieb sie zur Oppo- sition. Da sie aber in Beschränkung der Volksrechte und der republikanischen Frei- heit immer weiter ging und zugleich über dynastischen Parteibestrebungen und kleinlichen Intriguen in Coterien zerfiel, so verlor sie das Zutrauen und die Achtung der Nation. Die Abneigung und Gleichgültigkeit des Volks gegen die Versamm- lung kam dem Präsidenten zu Statten. Er war bemüht, sich auf alle Weise der Armee zu versichern und dasobercommando, nach Beseitigung des selbständigen, der Nationalversammlung ergebenen General Changar nier, in zuverlässige Hände zu bringen; er suchte die Präfecturstellen und andere einflußreiche Aemter mit er- gebenen Männern zu besetzen; auf seinen zahlreichen Reisen im Innern des Landes wußte er sich die Gunst der städtischen Behörden zu gewinnen und durch Freigebig- keit und Gnadenakte erwarb er sich die Zuneigung der unteren Volksklasse. Dabei ließ er keine Gelegenheit Vorbeigehen, sich als den Beförderer und Beschützer der nationalen Wohlfahrt und der Volksrechte hinzustellen, die Gebrechen seiner Re- gierung dem hemmenden Widerstand der Versammlung Schuld zu geben und die schlummernden Sympathien des Volkes für die Napoleonische Kaiserzeit zu wecken. Durch solche Mittel bahnte er sich den Weg zur Alleinherrschaft. Die Weigerung der gespaltenen und zerrissenen Nationalversammlung, durch die beantragte Ver- fassungsreform seine Wiedererwählung im I. 1852 möglich zu machen, be- schleunigte die Ausführung des lange gehegten Planes. Entschlossen, die errun- gene Gewalt nicht wieder aus den Händen zu lassen, und wäre damit auch eine Verletzung seines auf die Verfassung geschworenen Eides verbunden, wagte er es das Verfahren seines Oheims, am 18. Brümaire 1799 (§. 738.) nachzuahmen, indem er sich am 2. Dezember, dem Tage der Kaiserkrönung und der Austerlitz- schlacht, mittelst eines Staatsstreiches der Versammlung entledigte und mit Hülfe des ihm ergebenen Heeres die Herrschaft eigenmächtig an sich riß und die parla- mentarische Opposition niederwarf. Die einflußreichsten Parlamentsglieder, darun- ter die Generale Changarnier, Lamoriciere, Cavaignac, Bedeau, der tapfere Oberst Charras, die Staatsmänner Thiers, Düvergier de Hauranne, der Dichter Victor Hugo, die Republikaner Lagrange, Raspailu.a. wurden in der Nacht vom 1. aus den 2. Dezember verhaftet und nach vorübergehender Gefangenschaft größtentheils aus dem Reiche verbannt, einige aus immer, andere auf unbestimmte Zeit. Dieser Gewaltstreich gegen dievertreter der Nation führte in Paris, Lyon und mehreren Städten des innern Landes neue Aufstände und Barrikadenkämpfe herbei, indem

2. Bd. 2 - S. 50

1854 - Leipzig : Engelmann
50 Das Zeitalter der Reformation. 1529. 1526. tz. 473. Der Abendmahlsstreit. Dieses letztere verwickelte Zwingli in einen verhängnisvollen Streit mit Luther, der zwar auch die scholastische Transsubstantiationslehre verwarf, dessen mystischer Tiefsinn aber eine leibliche Gegenwart Christi bei der heiligen Handlung nicht entbehren konnte. Luther wollte die Erklärung der Einsetzungsworte „das ist mein Leib" durch „das bedeutet meinen Leib," wie sie Zwingli und sein Anhänger Oekolampadius (Hausschein) von Basel auffaßten, nicht gelten lassen. Umsonst suchte Philipp von Hessen die gefährliche Spaltung auszugleichen; die Disputation von Marburg führte keine Annäherung herbei. Luther sah in seines Gegners Be- hauptung eine Verleugnung Christi und stieß die Bruderhand zurück, die Zwingli mit Thränen darreichte. Darum traten auch die oberdeutschen Städte (§. 470.), die sich zu Zwingli's Ansicht neigten, der Augsburger Confession nicht bei; da aber bei der drohenden Haltung des Kaisers und der katholischen Stände die Trennung beiden Theilen verderblich werden mußte, so vermittelte der fried- liebende, fügsame Butz er (Bucer) von Straßburg endlich einen Vergleich, worauf sich die zwinglischen Städte der Augsburger Confession und dem schmal- kaldischen Bund anschlossen. tz. 474. Spaltung in der Schweiz. In der Schweiz hielt man an Zwingli's Lehren fest. Zuerst wurden die kirchlichen Zustände Zürichs vollstän- dig reformirt; bald folgte Basel, wo der gelehrte, sanfteoekolampadius, Eras- mus' Freund, für die neue Lehre wirkte, und Bern, wo Hallers Predigten und Manuels Fastnachtsspiele den Klerus um alles Ansehen brachten. Zugleich wurden strenge Maßregeln gegen Laster und Unsittlichkeit ergriffen, das Reis- laufen beschränkt und die Iahrgelder gekündigt. Dies letztere erzeugte bei den Aristokratenfamilien, die aus den Verträgen mit den fremden Mächten Vortheil zogen, Abneigung gegen die kirchliche Reform, die ihre Wurzeln in den Zünften und im Volk hatte. Jene verbanden sich daher mit den Prälaten zur Erhaltung des alten Zustandes und führten dadurch eine ähnliche Spaltung in der Eidge- nossenschaft herbei, wie sie in Deutschland bestand. Wo die neue Lehre siegte, wurde die Regierung gewöhnlich in demokratischem Sinne geändert. Umsonst hofften die Altgläubigen durch den redeferligen Dr. E ck der Reformation Einhalt thun zu können; die Disputation von Baden, wo Oekolampadius Meß- opfer, Heiligendienst, Bilder und Fegefeuer bekämpfte, beförderte die Neuerung. App en zel l (Außer-Rhoden) drohte den Geistlichen, die lehren würden, was sich nicht aus der Schrift erweisen ließe, mit dem Verlust ihrer Bezüge; in St. Gallen entfloh der Abt, als er die Volksstimmung erkannte; in Glarus hatten die Reformirenden die Mehrheit; in Schaffhausen siegte nach langem Kampfe das Neue; in Graubündten wurde Jedem die freie Wahl seines Glaubens gelassen, als aber der Abt von St. Luzi Verrath spann zur Bewälti- gung der Reformirten in Chur, wurde er enthauptet. In Solothurn kämpf- ten noch die Parteien, aber im Thurgau und im Rheinthal erlangte die Neuerung die Oberhand durch den Einfluß der Berner und Züricher. tz. 475. Der Religionskrieg der Eidgenossen. In den vier Waldstätten (Schwyz, Uri, Unterwalden, Lucern) und in Zug fand die neue Lehre entschiedenen Widerstand, theils weil hier die von Zwingli so ei- frig bekämpften Jahrgelder und Kriegsdienste einen Hauptnahrungszweig bildeten (vertraute doch der Statthalter Christi selbst die Sicherheit seiner Perlon und seines Palastes der helvetischen Garde!), theils weil der Einfluß

3. Bd. 1 - S. 56

1854 - Leipzig : Engelmann
56 Geschichte der alten Welt. Die noch heut zu Tage als Wunder der Baukunst angestaunten Pyramiden (an der von Cheops erbauten sollen 100,000 Menschen 40 Jahre lang gearbeitet haben), aus Quadersteinen erbaute Werke, die sich auf meist quadrater Grundlage zu einer Spitze oder kleinen Fläche erheben, im Innern fast ausgefüllt, nur von wenigen engen Gängen und Räumen durchbrochen, scheinen trotz vieler anderen Vermuthungen Grabdenkmale der Könige gewesen zu sein. Das angeblich vom König Möris angelegte, aus mehreren hun- dert unterirdischen und überirdischen Kammern, Höfen, Vorhallen und Gängen bestehende und mit einem steinernen Dach überdeckte Labyrinth war, wie erwähnt, ein großartiger Reichspalast, der allen Landschaften und Kreisen bei feierlichen Opferhandlungen als ge- meinsamer Mittelpunkt diente. Vor dem Palast, dessen Trümmer noch sichtbar sind, stand eine Pyramide. — Die Obelisken waren Theile der großen, aus Säulenreihen, thurm- artigen Pylonen, Hallen u. dgl. bestehenden und mit Sculpturen, Sphinxen und Bild- werken aller Art versehenen Tempelbauten, welche hieroglyphische, über die Erbauung Aus- kunft gebende Inschriften trugen und wovon mehrere von den Römern nach Rom gebracht wurden, wo sie noch heut zu Tage ausgestellt sind. Auch in Paris befindet sich ein Obelisk (von Luxor). In der S culp tur förderten die Aegypter nicht minder exstaunenswürdige Werke zu Tage als in der Architektur, wenn gleich der religiöse Charakter der ägypti- schen Kunst die Künstler zwang, die stehend oder sitzend gebildeten Statuen in steifer Hal- tung und ernster, feierlicher Ruhe zu halten und ihnen dadurch Leben und Bewegung zu rauben; die technische Fertigkeit der ägyptischen Künstler, die aus dem härtesten Gestein, aus Porphyr und Granit, wunderbare Werke zu schaffen verstanden und besonders in den kolossalen Sphinxen, den Symbolen der höchsten leiblichen und geistigen Kraft, ihre große Uebung beurkundeten, ist höchst wunderbar, aber der eigentliche Kunstzwcck, „die sinnliche Erscheinung durch Schönheit zu erheben und zu veredeln," blieb ihnen fremd. Die Bildwerke in erhab en er Arbeit (Reliefs) und die durch Frische und Lebendigkeit der Farben ausgezeichneten Malereien, die sich an Tempelmauern, Mumienkammern, Sarkophagen, Denkmälern u. dgl. bcsinden, enthalten die mannichsachsten Darstellungen des häuslichen und öffentlichen Lebens. Die Architektur galt indessen für die Haupt- kunst , der die Bildhauerei und Malerei dienen mußten. Auch Musik, Tanz und Dichtkunst fanden einige Pflege. — Die Hieroglyphen, in deren Entzifferung durch den französischen Gelehrten Champ o lli o n und durch den deutschen Archäologen und Sprachforscher Lepsius glückliche Versuche gemacht wurden, stellen entweder die Gegen- stände, die sie ausdrücken wollen, wirklich im Bilde dar, oder sie bezeichnen, was sich nicht wirklich darstellen läßt, durch ein entsprechendes symbolisches Zeichen (z. B. Löwe für Groß- muth oder Stärke) oder auch durch phonetischelautzeichen, wobei man Gegen- stände abbildete, deren erste Laute die zu bezeichnenden Buchstaben waren (z. B. Berg oder Buch für B). Die hieratisch e Schrift war eine nur den Priestern bekannte abge- kürzte Bilderschrift, die d emo tische dagegen eine einfache, für den gewöhnlichen Ge- brauch eingeführte Buchstabenschrift. — In Wissenschaft und Literatur haben die Aegypter nichts Bleibendes zu Tage gefördert; Gefühl und schöpferische Phantasie, die zur Poesie führen, waren bei ihnen nicht so vorherrschend als-Verstand und List; dagegen waren sie sehr erfahren in der Gew erbthätigkeit, im Ackerbau und in der Gartcn- cultur. In der Bearbeitung des Holzes, des Thones, der Steine und Metalle übertrasen sie die meisten Völker; sie verstanden die Glas- und Lederbereitung und benutzten die Erzeugnisse ihres Landes, besonders die Papyrusstaude zu mancherlei Arbeiten (zu Papier, Stricken, Segeln u. a.); am berühmtesten waren ihre aus baumwollenen und lei- nenen Fäden gewirkten Zeuge und Kleidungsstoffe (Gewänder von Byssus). Ihr häusliches Leben war reich an Geräthschaften und Hausrath aller Art, und die künstlichen, aus edlen und unedlen Metallen bearbeiteten Gefäße, Iierrathen u. dgl. beweisen, daß ihnen der Luxus nicht fremd war. Aber aus Allem ersieht man, daß es nur eine mechanische

4. Bd. 1 - S. 169

1854 - Leipzig : Engelmann
169 Die griechische Welt. verbundenen Männern geleitet — Epameinondas und Pelopidas. Mit vereinten Kräften suchten diese ihr Vaterland zu heben. Epameinondas führte eine neue Kriegsweise ein „die schiefe Schlachtordnung", und Pelopidas, einer der heimgekehrten Flüchtlinge, stiftete diesogen. heilige Schaar, die, durch das Band der innigsten Freundschaft verknüpft und für Ruhm und Freiheit begeistert, alle Angriffe der Spartaner siegreich zurückschlug. Anfangs stan- den die Athener (deren Hafen Peiräeus die Spartaner durch einen ähnlichen Handstreich in ihre Gewalt zu bringen trachteten wie die Burg Kadmeia) auf Seiten der Thebaner, und fügten durch ihre Feldherrn Iphikrates, Cha- brias und Timotkhos, Konons Sohn, den Lakedämoniern zu Wasser und zu Lande großen Schaden zu; ja sie brachten sogar wieder eine Anzahl Inseln und Seestaaten, wie Chios, Rhodos, Samos, Mytilene, diesmal jedoch mit Anerkennung ihrer Freiheit und Selbständigkeit und Stimmrecht im Bundesrath zu einem zweiten athenäischen Bunde und erwarben durch Chabrias' Sieg bei Naxos, wo die spartanische Flotte vernichtet wurde, von Neuem die Seehegemonie. Als aber Theben die kleinern Städte Bbotiens seiner Herrschaft unterwarf und das mit Athen befreundete Platää, weil es sich nicht fügen wollte, zerstörte und die Einwohner ver- trieb, da erwachte die alte Eifersucht wieder. Unter Persiens Vermittelung kam zwischen Athen und Sparta ein Frieden zu Stande, und als Theben sich weigerte, die Bedingungen desselben anzunehmen und die böotifchen Städte frei zu geben, rückten die Lakedämonier abermals mit Heeresmacht in ihr Land ein, erlitten aber in der Schlacht bei Lenktra durch Epameinondas und Pelopidas eine furchtbare Niederlage, so daß seitdem ihre Macht dahin war. Zum ersten Male siohen die Spartaner besiegt vom Schlachtfelde und zwar in solcher Zahl, daß Agesilaos rieth, das altfpartanische Gesetz, das alle im Kriege Geflohenen für ehrlos erklärte und des Waffenrechts beraubte, für diesmal schlafen zu lassen. Unter den Gefallenen befand sich der Führer des Heeres, König Kleombrotos. — Nun machten sich die griechischen Städte von der spartanischen Vorherrschaft frei, stellten die unterdrückten Volksregierungen wieder her und vergalten den von den Spartanern einge- setzten Aristokraten mit Hinrichtung und Verbannung. Furchtbar wüthete von Neuem an allen Orten und Enden der Parteieifer und forderte seine blu- tigen Opfer, nirgends jedoch schrecklicher als in Argos zur Zeit des „Sky- talismos," da gegen 1200 aristokratische Bürger mit „Knitteln" erschlagen wurden. Sv zerstörte Griechenland in selbstmörderischer Raserei mit eigener Hand seine edele Kraft, seine sittliche und leibliche Wohlfahrt. 7. Thebens Hegemonie unter Epameinondas und Pelopidas. §> 106. Die Böotier waren weder so begabt und geistreich wie die Athener, noch so kraftvoll, gewaltig und durchgreifend wie die Spartaner. 375. 374. 371. 370.

5. Bd. 1 - S. 111

1854 - Leipzig : Engelmann
Die griechische Welt. 111 und das herkömmliche Gesetz der persönlichen Schuldknechtschaft, wonach der Gläubiger den zahlungsunfähigen Schuldner zum Sclaven machen konnte, auf- gehoben. Die unterste Klasse sollte steuerfrei bleiben, dafür aber auch von Aem- tern und Würden und vom regelmäßigen Kriegsdienst ausgeschlossen sein. — Die Volksversammlung übte die gesetzgebende Gewalt und controlirte die Staatsbeamten, insbesondere die neun Archonten, bestimmte die Abgaben, beschloß über Krieg und Frieden u. dergl. Der jährlich gewählte Rath von 400 Mitgliedern besorgte (durch einen Ausschuß, Prytanen ge- nannt) die lausenden Verwaltungsgesch afte und leitete die Berathungen der Volksversammlung, wahrend für die laufenden Gerichts Handlungen ein Ausschuß von 6000 Geschwornen durch die Archonten (die zugleich bei den Prozessen den Vorsitz führten) ausgewahlt wurde. Der Areiopag, dessen Mit- glieder aus den ehrwürdigsten auf Lebenszeit gewählten Bürgern (besonders Ar- chonten, die ihr Amt gut verwaltet hatten) bestand, übte den Blutbann bei Mord, Brandstiftung, Giftmischerei und andern schweren Verbrechen; was ihm aber seine Hauptbedeutung gab, war das von Solon ihm übertragene Sitten- richteramt; er überwachte die Erziehung der Jugend und beaufsichtigte den Lebenswandel der Bürger, damit Sittlichkeit und Zucht beobachtet, ein ehrsa- mes, thatiges Leben geführt werde und Luxus, Kleiderpracht und Schwelgerei ver- bannt bleibe. Von den drakonischen Bestimmungen ließ Solon nur die Satzungen über Mord und Tödtung und das Gericht der Epheten (Appellationsgericht) bestehen, „weil Drakon selbst hier nur uralte, durch Religion und Gewohnheit geheiligte Rechte ausgezeichnet hatte," daher dieselben auch in der Folge unter allen Veränderungen unangetastet fortdauerten. Auch die uralte Eintheilung des atheni- schen Volkes in vier Phylen und zwölfphratrien, von welchen letzteren wieder jede in dreißig Geschlechter zerfiel, behielt Solon bei. Diese Einrichtung der Phratrien und Geschlechter trug ganz „das Gepräge verwandtschaftlicher Ver- hältnisse." Sie hatten „die Aufsicht über Reinheit der Abstammung und Recht- maßigkeit des angebornen Bürgerthurns." Deshalb mußtejede neuverehelichte Bür- gerin in die Phratrie des Mannes eingeführt, jedes neugeborene Kind in die Geschlechtsregister eingetragen werden. Nur auf diese Weise kam man in den Be- sitz des Vollbürgerthums. Auch dienten die Phratrien und Geschlechter als Ver- einigungspunkt des Cultus der Stammgötter. §.71. Als Solon seine Gesetzgebung beendigt hatte, ließ er die Athener schwören, zehn Jahre lang nichts an derselben zu andern und begab sich dann auf Reisen nach Aegypten und Asien, wo er mit Krösos in Sardes das vorerwähnte (§. 46.) Zwiegespräch hielt. Die durch seine demokratischen Einrichtungen geweckte Regsamkeit hob das athenische Volk zu einer Höhe der Bildung und einer Mannichfaltigkeit geistiger Entfaltung, von der in dem rauhen, von einem aristokratischen Ritterstand beherrschten Sparta keine Spur war. 9. Die Tyrannis. §.72. Entstehung der Tyrannis. Um diese Zeit hatten die be- vorzugten Adelsgeschlechter fast in allen griechischen Staaten das Königthum abgeschafft und eine republikanische Aristokratenherrschaft ge- gründet (§. 65). Diese ging aber gewöhnlich mit der Zeit in eine drückende

6. Bd. 1 - S. 121

1854 - Leipzig : Engelmann
Die griechische Welt 121 Urkraft) annahm, aus dem sich vermittelst Verdichtung und Verdünnung die erscheinende Welt entwickele und gestalte, so daß, was in der Natur werde, aus einer Veränderung diesesurstoffs zu erklären sei, und einen mechanischen, indem man alle Dinge in einer bleibenden Urmaterie enthalten sein und sich ver- mittelst eines Aus e inan d er-und Z usam meng e h ens bilden ließ, so daß man „kein eigentliches Werden, keine Veränderung der Beschaffenheit annahm, sondern Alles erklären wollte aus der Veränderung der äußern Verhältnisse im Raum." Zu der erstem Schule gehören: Thales, der das Wasser, Anaxi- mc n es und Dioge nes von Apollonia, welche die Luft, Herakleitos, der das Feuer und Pherekydes, der den Aether und die Erde als Urprin- zipe aufstellte; zu der andern gehören Demokritos, Leukippos und An apa- go ras, die die Welt aus einer Verbindung einfacher, untheilbarer Grundbestand- theile entstehen lasten, welche die beiden erstem als Atome, der letztere als H o- m öo meri en bezeichnete. a) D y n a m i sch e P h y si k er. Thales von Milet (o. 630), ein als Staatsmann, Astronom und Weltweiser hochgeachteter Mann, den das Alterthum den sieben Weisen beizählte, galt als Schöpfer der ionischen Philosophenschule durch den Grundsatz, „daß die Welt sich hervorbilde aus einem unvollkommenen Saamenzustande, welcher feuch- ter Natur oder Wasser sei." — Sein Landsmann Anapimenes (o. 540) beachtete mehr die dem Urstoffe inwohnende Seelenthätigkeit und stellte als Grundprinzip die Luft auf, die sich im Windszuge als selbstbewegende Kraft, im Athem als Ursache des Lebens kund gebe. Damit stimmt im Wesentlichen Diogenes von Apollonia (o. 460) überein, der diese Lust als schaffenden Geist dachte. Pherekydes von Syros (o. 540) setzte ein thätiges Prinzip, den Aether, und ein leidendes, die Erde, beide verbunden durch die Zeit, in der sich Alles bilde. Herakleitos aus Ephesos (o. 500), ein vornehmer, aristokratisch ge- sinnter Mann, von einem düstern, zur Melancholie hinneigenden Temperamente, der auf die Menge mit Verachtung herabsah, entwickelte in einer dunkeln Schrift ein nicht auf Er- fahrung (Empirie), sondern aufspeculation aufgebautes System, worin er als Urstoff das Feuer aufstellte, dabei aber lehrte, daß Alles einem ewigen Wechsel unterworfen sei, über dem ein unwandelbares Fatum walte, daher der Mensch nach Gleichmuth streben müsse. b) Mech a nisch e P Hy sik er. Anapimander von Milet (e. 600), Thales' Schüler und Freund, suchte das Wesen der Welt in dem Begriff der unbestimmten Unendlichkeit, aus dem alle Dinge durch eine ewige Bewegung hcrausgingen und wohin sie wieder zurück- kehrten. Da man aber bei Anaximander vergeblich nach der Ursache dieser Bewegung forschte, so stellten Leukippos und Demokritos ausabdera (o. 450), ein kenntniß- reicher, gelehrter und durch große Reisen gebildeter Mann, einen leeren Raum, und ein- fache, untheilbare Urkörper, die darin vermöge der Naturgesetze in ewiger Bewegung sich befänden, als Urprinzipe auf und wurden dadurch die Schöpfer der Atomenlehre. Durch die abwechselnde Verbindung und Ablösung dieser Atome, die von verschiedener Beschaffen- heit gedacht wurden, und wovon die runden Feucratome die Weltseele bildeten, entstehe die Sinnenwelt, die daher nur Schein und Trug sei; deshalb empfahl auch der lachende De- mokrit, gleich seinem Gegenfüßler, dem weinenden Heraklit, Seelenruhe und Gleichmuth im Wechsel. — Diese Lehre kam durch Anapagoras von Klazomenä (e. 450) nach Athen, wo dieser kenntniß- und erfahrungsreiche Philosoph den größten Theil seines Lebens als Perikles' Freund zubrachte, bis er von dessen Gegnern als Gottesleugner zur Flucht nach Kleinasien gezwungen wurde. Anaxagoras änderte Demokrits Lehre dahin ab, daß er den Atomen (Homöomerien) bestimmte Eigenschaften beilegte, und die erste Bewegung der Urkörper nicht von ihnen selbst, sondern von einer höchsten Vernunft (Nüs) aus- gehen ließ, welche, „obwohl von der Materie gesondert, doch in sie Leben, Bewegung und Ordnung gebracht habe und dabei Allwissenheit, Macht und Freiheit besitze."

7. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 373

1847 - Leipzig : Engelmann
Die Begründung der neuen Zustände unter Karl V. 373 bestürzten Kurfürsten, die ihn des andern Tages mit Bitten um Auf- hebung der Haft bestürmten, hielt er seine ursprüngliche Zusage ent- gegen, ,,daß er ihn nicht in ewiger Gefangenschaft halten wolle." Erzürnt verließen die Betrogenen das Hoflager. Bald darauf begab sich Karl zur Regulirung der kirchl. Verhältnisse mit seinen beiden Ge- fangenen nach Oberdeutschland, indeß Ferdinand seinen Gegnern in Böhmen und der Lausitz schwere Züchtigung auflegte und kaiserl. Heerführer die niedersächsischen Städte zur Unterwerfung zu bringen bemüht waren. Aber Bremens feste Mauern und der Heldenmuth der evangel. Bürger Norddeutschlands setzten dem Siegeslauf des Kai- sers einen Damm. Hier behielt die prot. Sache die Oberhand und das geächtete Magdeburg ward der Hort des Protestantismus. Prag und die andern Städte ergaben sich auf Gnade und Ungnade, lieferten ihr Geschütz aus und entrichteten die geforderten Geldsummen. Ihre wichtigsten Rechte wurden ihnen entrissen, die Schuldigsten unter dem Hcrrenstand wie unter den Bürgern an Leib und Gut gestraft, die Königsmacht der beengenden Schranken entkleidet und das Wahlrecht der Könige den Ständen entzogen. d) Die Zeit des Interims. §. 458. Das Tridentiner Concil. Das am 13. Dec. 1545 eröffnete Tridentincr Concil hielt unterdessen seine Berathungen. Obwohl für Deutschland bestimmt, war es doch fast nur aus Itali euer» und Spaniern zusammengesetzt. Dominicaner u. a. Ordensgeistliche bildeten den Kern der Versammlung, die ihre Sitzungen unter der Leitung eines päpstl. Legaten hielt und nach Köpfen stimmte. Unter diesen Umständen mußte die Berathung eher eine feindliche als versöhnliche Richtung den Protestanten gegenüber einnehmen. Dies zeigte sich gleich bei den ersten Berathungen über die Bibel, wo man die bisher als authentisch aner- kannte alte lat. Uebersetzung (Vulgata) als einzige Autorität aufstellte und über die Tradition, der man gleiches Ansehen mit der H. Schrift beilegte. Bei der Lehre von der Rechtfertigung ward die Wirksam- kcit guter Werke beibehalten; dem hierarch. Priesterthnm wurde eine göttliche Einsetzung untergelegt, die Siebenzahl der Sacramente festgehalten u. dergl. Dieser Gang war dem Kaiser, der jetzt die längst gewünschte Vereinigung der Confesstonen zu Stande zu bringen hoffte, höchst unan- genehm ; er machte Vorstellungen und forderte die Geheimhaltung der Bc- schlüffe. Aber Paul Iii., der wohl merkte, daß der Kaiser die Absicht hege, das Papstthum zu beschränken und in der katholischen Kirche solche Reformen einzuführen, daß die Protestanten sich zu einem Beitritt ent- schließen könnten, ließ nicht nur die Dekrete bekannt machen, sondern er verlegte auch das Concil nach Bologna, zog seine Truppen aus deo Kaisers Heeren zurück und trat mit Frankreich in Verbindung. Die Min- derzahl der Prälaten blieb, dem Befehl des Kaisers gemäß, 'in Trient und führte dadurch eine Spaltung des Concils herbei.

8. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 482

1847 - Leipzig : Engelmann
482 Das siebenzehnte Jahrhundert. königl. Rath überzutreten, und der nun raschen Schritts zum Statt- halter von Irland und. zum Grafen Strafford stieg. Er war ein harter, aber kraftvoller Mann, jetzt über alles beflissen, die Macht der Krone zu verstärken. Er wollte Unumschränktheit, aber zum Besten des Volks gebraucht." Darum rieth er dem König zu versuchen, ohne Parlament zu regieren. Um die Ausgaben zu vermindern, wurde rasch mit Spanien und Frankreich Friede geschlossen und sowohl die Sache des Pfalzgrafen als der Huguenotten aufgegeben; und um das zu den laufenden Ausgaben unentbehrliche Geld zu erlangen, ließ die Regie- rung theils die bisherigen Steuern ohne ständische Bewilligung erheben, theils schuf sie neue, theils machte sie verjährte und vergessene An- sprüche der Krone wieder geltend. So zog der König das Tonnen- und Pfund ge ld fort, machte von dem Verkauf der Monopole einen sehr ausgedehnten, für Industrie, Verkehr und Billigkeit nachtheiligen Gebrauch; er erpreßte von den In- habern ehemaliger Domänen und Kirchcngüter unter dem Vorwando man- gelhafter Besitztitel ungeheuere Summen; er ließ viele Forsten für Krongut erklären, und belegte die Hausbesitzer, die ohne Erlaubniß neue Wohn- häuser in der Umgegend von London erbaut, (was durch ein wenig be- folgtes Gesetz untersagt war) mit Geldstrafen. Dabei wurden die wich- tigsten Lebensartikel als: Licht, Wein, Salz, Seife, Leder u. a. besteuert, und endlich ward in Folge eines alten Gesetzes zum Bari und zur Unter- haltung der Flotten ein jährliches Schiffgeld für die königliche Kasse eingefordert. Während die Erhebung des Schiffgeldes allgemeines Murren er- regte und das gerichtliche Verfahren gegen den besonnenen, charakter- festen John Hamden, der die Steuer verweigerte, das ganze Land in Aufregung hielt, erzeugte die Strenge, mit der man das anglicanische Kirchenwesen fester zu begründen und den aufstrebenden Puritanis- mus zu unterdrücken suchte, großes Aergerniß. Viele Mitglieder der Widerstandspartei (Opposition) bekannten sich zu den demokratischen Grundsätzen der Puritaner und Presbyterianer, und je mehr ihr politisches Streben im Volke Anklang fand, desto größere Verbrei- tung gewannen auch ihre religiösen Ansichten. Beiden Richtungen aber trat Karl mit Entschiedenheit entgegen, und wie er sich bei polit. Maßregeln von Strafford leiten ließ, so bei den kirchlichen von Bischof Laud von London, dessen Grundsätze von dem göttlichen Rechte der Könige und dem leidenden Gehorsam der Völker seiner herrischen Na- tur eben so willkommen waren, wie dessen Neigung für kirchliche Cere- monien und pomphaften Gottesdienst seiner geheimen Vorliebe für den Katholicismus.

9. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 623

1847 - Leipzig : Engelmann
Die Reformationsversuche der Oiegenten und Minister. 623 verwaltete er den Staat ganz eigenmächtig und führte viele einen neuen Zustand begründende oder vorbereitende Reformen ein. Doch ging er dabei mit großer Umsicht zu Werke, übereilte nichts und sing nicht mit Dingen an, mit denen man besser endet. Seine Hauptsorge war der materiellen Verbesserung seiner Staaten und der Vermehrung seiner Einkünfte zuge- wendet. Zu dem Ende löste er die Fesseln des Handels n»d der Gewerbe, ließ Kanäle graben, Flüsse schiffbar machen und die Seehäfen reinigen, legte Fabriken an (die Berliner Porzellan - Fabrik u. a.) und berief Hand- werker und Künstler aus dem Auslande. Ferner beförderte er den Acker- bau, die Forstcnltur und den Bergbau und stichle die unbebauten Gegenden seines Reiches durch Anlegung von Colonien zu cnltiviren. Doch führte ihn mitunter sein Verbcsserungscsser auch auf Maßregeln, die seinem Lande nicht angemessen waren, wie die Seidcnzucht in Pommern und Brandenburg und der Wein ball bei Potsdam. Die Wuildeil, die der 7jährige Krieg geschlagen, suchte er nach Kräften z,l heilen, indem er die hcrabgekommencn Gutsbesitzer und Fabrikanten in Schlesien lind der Mark mit beträchtlichen Geldsummen unterstützte, ihilen auf mehre Jahre die Steuern erließ und das Loos der Bauern erleichterte. — Mit dem Wohl- stand der Unterthanen stiegen auch die Einküilfte des Monarchen, ans deren Vermehrung er ungemein bedacht war. Dlirch Oekonomie in der« Staatshaushalt, durch Verminderung der Besoldungen der höher» Staats- dicner, durch Einfachheit der Hofhaltung wurden große Summen erspart und durch Hebung der Gewcrbthätigkcit, des Handels und Ackerbaus ward es ihm niöglich, die Abgaben zu erhöhen, ohne die Unterthanen zu drücken. Erst später schritt er zil lästigen und harten Maßregeln. Dahin gehörte vor allen die Zoll- und Accise-Administration (Regie), die Frie- drich wahrscheinlich auf den Rath des frailz. Geilcralpächters Hclvetinö zur Erhebung der indirekten, auf Kaffee, Tabak, Salz u. a. Artikel ge- legten Steuern einrichtete, und die aus vier reichbesoldeten französischen Ober-Zollbeamten und etwa 1000 Unter-Beamten derselben Nation be- stand. Diese Zöllner suchten jeden Schleichhandel mit den besteuerten Waa- ren (Contreband) zu verhindern und machten durch ihren Uebermuth und ihre Brutalität die ohnehin für den Bürger und Bauer so drückende Ein- richtung im höchsten Grade verhaßt. — Allein durch diese Zolladmi- nistration und durch die dem Volkswohlstand gleichfalls gefährlichen Lotterien brachte es der König dahin, daß seine Staatskasse, trotz des großen Aufwandes für Heer- und Krigswesen und für kostspielige Gebäude (Berliner Opernhaus, Palast in Sanssouci u. a.) stets gefüllt war und er seinem Neffen Friedrich Wilhelm H. einen baarcn Schatz von 72 Mil- lionen und ein trefflich gerüstetes Heer von 200,000 Mann zurücklassen konnte. — Dem Kriegswesen, auf dem Preußens Macht vorzugsweise beruhte, blieb Friedrichs Hauptsorge zugewendet; daher es bei Errichtung der Berliner Ritterakadcmien und mehrer Kadettenhäuser zunächst ans Bil- dung des jungen Adels zu Offizieren abgesehen war. — Am wenigsten erfreute sich das Kirchen- und Schulwesen der Aufmerksamkeit des Königs. Die Schulstellen kleiner Orte mußten ihm oft zur Versorgung verabschiedeter Unteroffiziere dienen, indeß die höhern Anstalten häufig der Leitung von Franzosen überlassen wurden. Was aber Religion und Kirche

10. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 790

1847 - Leipzig : Engelmann
790 Altdeutsche Dichtung. Vcrraths werden die christlichen Streiter in dem Thale R oncevall e (§. 246) von einem überlege- nen Heer der Heiden überfallen und trotz ihrer Riesenstärke und wunderähnlicheir Tapferkeit sämmtlich erschlagen. Der Kampf und Tod der Helden , besonders Rolands und seines Freundes Olivier, sind trefflich geschilderk. Karl, durch Rolands Horn (dessen Schall ans Tagcsweite gehört ward) zur Hülfe herbeigerufen, zieht mit einem Heer hin und rächt den Tod der Gefallenen durch eine Schlacht, worin die Heiden besiegt und ihre Oberhäupter getödtet werden. Mit Karls Klage und der Bestattung der Todten, wobei allerlei Wunder geschehen, schließt das Gedicht. — Eine andere mattere Bearbeitung der R o l a n d s l i e d e s ist die vom Stricker aus dem 13. Jahrh. §. 8. Herzog Ernst und König Rother. Auch die deutschen Volkssa- gen wurden von den Geistlichen mit zeitgemäßen Zusätzen erweitert und mit dem Morgenlande in Beziehung gebracht, was man besonders an den beiden Gedichten „Herzog Ernst" und „König Rother" bemerken kann. In dieser Gestalt gingen sie dann in die Hände der fahrenden Sänger über, die zu einer,Zeit, wo die Laien noch mit den Geistlichen um den Besitz der Poesie rangen, die deut- schen Volksgesänge wieder aus der Zelle in das öffentliche Leben einführten und sie auf den Straßen und den Burgen der Ritter vortrugen. — Aber die Einförmig- keit des Stoffs und die Trockenheit der Behandlung machte eine neue Gattung und ein neues Element nothwendig; dies erhielt die Dichtung in der Minne, die zu- erst von Heinrich von Veldeke eingeführt ward, und durch welche die Poesie den Geistlichen gänzlich entzogen und an die Burgen der Ritter und die Höfe der Fürsten gepflanzt wurde. Denn wie sollten Kleriker, die durch den Cölibat von dem Verkehr mit Frauen ausgeschlossen waren, sich ferner einer Dichtung widmen, worin Frauendienst und Minne den Mittelpunkt bildeten? Im Herzog Ernst, der im 12. Jahrh, mehrfach lateinisch und deutsch bearbeitet wurde und in der Folge als Volkserzählung weit verbreitet blieb, werden an die Geschichte eines deutschen Rit- ters, der bald als Konrads 11- Stiefsohn (§.268), bald als Otto's 1. Sohn auftritt, und zur Sühnung eines an seinem Lehnsherrn begangenen Mords einen Kreuzzug unternimmt, die wunderbarsten Mähr- chen und Abenteuer zu Wasser und Land angeknüpft. Man findet darin die Wundcrgcographie des Alterthums, wie die Homerischen Pygmäen und Cyklopen, ein Kranichvolk u. dergl., mit den orienta- lischen Mährchen von den Riesen Palästina'-, von einem Magnetberge, der alles Eisenwerk aus den Schiffen zieht, von Greifen, die Menschen rauben u. a. — Auf ähnliche Weise wurde im König Rother eine ältere Volkssage (Wilkinasage) umgearbeitet und mit Konstantinopcl und dem Morgenlande in Verbindung gebracht. König Rother läßt um die Tochter Konstantins werben. Seine Gesandten werden ins Gefängniß geworfen. Da erscheint er selbst unter dem Namen Dietrich in Konstantinopel und führt die Königstochter als Braut heim, nachdem er durch sie die Befreiung seiner gefangenen Gesandten bewirkt. Nach einiger Zeit wird die Königin von einem Spielmann entführt und nach Konstantinopel zurückgebracht, dort aber zum zweitenmal von Rother unter harten Kämpfen mit dem König von Babylon erworben. Aehnliche Erzählungen von Wanderzügen und Brautwerbun- gen bilden den Inhalt mehrer anderer von Geistlichen erweiterter und veränderter Volksgedichte des 12. Jahrh. (z. B. St. O s w a l d, S a l o m o n und M o r o l f u. a.) B. Die ritterliche Minnedichtung. I. Blüthe -er ritterlichen (romantischen) Poesie unter den Hohenstaufen. 1. Antike Stoffe. tz. 9. Alexander!ied des Pfaffen Lamprecht. Ehe die Dichtung in die Hände der Minnesänger überging, stellte der Pfaffe Lamprecht in sei-
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